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Schwarze Grütze

Mit ohne ist nischt oder wie schafft der Kopf den Spagat?

Bad Segeberg. Eis und Schnee sowie mehrere Parallelveranstaltungen machten dem letzten Abend der aktuellen Reihe „K1,5“ in der Aula der Dahlmannschule tu schaffen. Trotzdem waren etwa 80 Besucher gekommen und erlebten kurzweilige Musik-Comedy und Kabarett mit wortgewaltigem und bisweilen makabren Witz des Duos „Schwarze Grütze“, der das Publikum weit über zwei Stunden begeisterte.

„TabularasaTrotzTohuwabohu“ nannte sich das Programm des Bühnenpaares Dirk Purschke und Stefan Klocke aus Potsdam. So wie im Titel ohne Punkt und Komma und Zwischenräume war auch ihr Programm, in dem Sprache und Musik zu einem mitreißenden Mix verquirlten. „Wie schafft mein Kopf den Spagat?“ fragten sie sich im Titelstück, in dem sie scheinbare Paradoxien und Absurditäten aufzählten, wie ABS-Schützen mit Schnellfeuerwaffen, harte Kerle, die Weichen stellen, pessimistische Griechen und fröhliche Finnen sowie vegetarische Fleischer…

Viel Abwechslung für’s Geld und ultimative Tipps und Ratschläge versprachen die beiden Künstler. Zu den Ratschlägen gehörte der Verkaufstipp „Stell’s doch zu E-Bay“ um zu Geld zu kommen, denn „mit ohne ist nischt“, wie Purschke bemerkte. Dass dabei dann auch die Urne mit Mutters Asche oder die Leiche der Frau auf den Markt kam, passte: „Wird schon irgendjemand kaufen! Mach Deine Probleme doch zu Geld!“

In zynischen Liedern nahmen sie Erscheinungen der Gegenwart zum Thema. Klucke schilderte seine Karriere als Mobber – „Man nennt mich Mobby, denn Mobbing ist mein Hobby“ – und beide mischten ein paar andere Melodien in ihre Hymne auf „Ritalin“: „Ritalin ist mein Fallschirm und mein Rettungsboot“ – Frei nach „Alkohol“ von Herbert Grönemeyer. Pursche wiederum besang in „Wegwerfgesellschaft“, wie er seine Beziehungen auf eher morbide Art loswurde.

Die Lieder passten zu Künstlern die einst auch Musiklehrer werden wollten, doch genauso hätten sie auch Deutsch unterrichten können. So zählte der von einem „Meister“ erleuchtete Purschke – „Ich bin ein Heißluftballon, ich werfe meinen Ballast ab…“ – nachdem er zum Veganer und einem friedfertigen Menschen geworden war sowie allem geschlechtlichen entsagt hatte, die vielen Floskeln und Sprichwörter im Deutschen auf, die sich um dieses Themen rankten. Klucke konterte dieses mit einem beherzten Biss in ein Wurstbrot oder der provokanten Lektür des aktuellen Plaboy.

Mit Aktuellem würzten sie ebenfalls ihr Programm. So wurde in den Playboy ein Artikel von Reiner Brüderle nach seiner „Dirndl-Affäre“ gesetzt und als Purschke zu einem angeblich selbst geschriebenen Gedicht griff, lag natürlich das Plagiats-Thema um Bundesministerin Annette Schawan nahe. Doch lokal hatten sich die beiden gut vorbereitet: Sie wussten um die Problematik mit der Autobahn A20 bescheid und verordneten Bad Segeberg mit Bad Oldesloe, Todesfelde und Dorf Berlin neue Außenbezirke. Dort solle nun eine neue Hymne gesungen werden: „Anarchie“ – doch die wahre Anarchie ist das artige Befolgen von Gesetzen.

Nun folgt eine über halbjährige Pause, in der die Aula wieder verstärkt von schuleigenen Ensembles bespielt wird. Musiklehrer Wolfram Schmidt, der die Reihe „Kultur über dem Markt“ organisiert, verspricht aber, das es zum Ende dieses Jahres weiter gehen wird. Einen Termin für Kabarett- und Comedy-Freunde konnte schon nennen: Freitag, 29. Novembe

Wir danken Herrn Strehmel von der Segeberger Zeitung für die überlassung der Rohfassung seiner Kritik.