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High Five

A-capella ist besser als der Rest

Bad Segeberg. Das Gesangs-Quintett High Five aus Offenburg wird schon mit den Großmeistern der deutschsprachigen a-capella-Szene Wise Guys verglichen. Bei ihrem Auftritt in der Reihe „K1,5 Kultur überm See“ in der mit rund 200 Besuchern ausverkauften Aula der Dahlmannschule belegten die jungen Sänger, die erst im vorigen Jahr gemeinsam ihr Abitur geschafft haben, dass die Vorschusslorbeeren berechtigt sind. Knapp zwei Stunden begeisterten sie mit ihrem aktuellen Programm „jetzt und hier“ das Publikum mit den Stücken aus ihren beiden CDs „Jetzt und hier“ und der gerade erst erschienen Scheibe „Dreh die Boxen auf“.

High Five sind aber keine Widergänger der Wise Guys, sondern schon sehr weit dabei einen eigenen Stil zu entwickeln. Der besteht aus witzigen, selbst geschriebenen Texten, die mit einer perfekt choreographierten Show präsentiert wird. Wie es sich für eine klassische Boy-Group, gehört repräsentieren die einzelnen Mitglieder auch verschiedene Typen, was es für die weiblichen Fans leichter macht einen Liebling unter den sympathischen Jungs zu finden. Dieses Rollenspiel bot bei dem Konzert auch Anlass für kleine Frotzeleien. So musste sich Sebastian Hug Bemerkungen wegen eigentlich nicht vorhandenen Übergewichts gefallen lassen, Lukas Luem war der geschniegelte modebewusste Popper in Pullunder und Jannis Kirchner der Intellektuelle mit Brille, Hannes Herrmann der freche und vorlaute mit Weste und Ulrich Stoll dann der nette Durchschnittsmensch.

Doch die perfekte Show wäre nichts ohne die passenden Lieder. High Five boten eine schöne Mischung aus dezenter Satire und Pop, die sich zu einer angenehmen Form von a-capella-Comedy vermengte. Witzige Höhepunkte waren „Shoppen“ zum Thema weiblicher Kaufrausch, „Tanzen“ über einen skurrilen Balz-Versuch in einer Disco und „Pech und Schwefel“ über ein seltsames Paar. Richtig gemein wurde es nur bei „Kukident“ über die angeblich in Volksmusik vernarrten Senioren. Interessant und nachdenklich stimmend das Lied „Keinen Sinn“ über eine unmögliche Beziehung zu einer Raucherin mit „Sternzeichen Lungenkrebs“. In „Pausenlos“ nahm das Quintett dann das Arbeitsethos ins Visier und propagierte stattdessen augenzwinkernd  „pausenloses Nichtstun“.

Das Publikum wurde ebenfalls eingebunden. So wurde bei „Keine Zweite“ eine Besucherin auf die Bühne gebeten, die das Tempo vorgeben sollte. So klang die Truppe mal nach einer zu langsam und dann wieder zu schnell gespielten alten Langspielplatte. Lebenshilfe hatten die fünf Jungs aus der Burda-Stadt auch dabei. In „Dreh die Boxen auf“ empfahlen sie den Tag mit Musik zu beginnen und das Stück „Keine Lösung“ gipfelte in der Feststellung, das Alkohol und andere Drogen keine Lösung sind, sondern „A-capella ist besser als der Rest“.

Ob High Five „besser als der Rest“ sein werden, wird sich zeigen müssen. Die Gruppe ist erst am Anfang einer viel versprechenden Karriere. Dem Auftritt ist die Erfahrung anzusehen gewesen, schließlich haben die fünf schon vor vier Jahren als Schüler angefangen und mittlerweile einen vollen Tourneekalender, der sie kreuz und quer durch Deutschland führt. Im nächsten Jahr werden sie wieder im Norden sein und am 31. März ab 20 Uhr im Kulturforum in Kiel auftreten.

Wir danken Herrn Strehmel von der Segeberger Zeitung für die überlassung der Rohfassung seiner Kritik und seiner Bilder.